Eine kurze Inhaltsangabe zur Monographie über das
1044. Selbständige Luftsturmbataillon
der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland

Das Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde zum Höhepunkt der Entwicklung in den Luftlandetruppen der Sowjetunion. In dieser Periode erkannte die Truppenführung, dass für die große Anzahl von Luftlandesoldaten im Land die Anzahl der Militärflugzeuge nicht ausreicht. Nach dem Beispiel der USA wurde beschlossen, für Landezwecke Hubschrauber einzusetzen. 1967 wurde in der UdSSR der Beschluss über die Schaffung einer neuen Variante der Landeeinheiten gefasst – die Luftsturmtruppen. Im Juni 1968 wurde mit der Formierung der 11. Brigade (Militärbezirk Transbaikalien) und der 13. Brigade (Fernöstlicher Militärbezirk) begonnen. 1973 wurde die dritte Brigade aufgestellt - die 21. in Kutaisi (Militärbezirk Transkaukasien). Im Unterschied zu den Luftlandeeinheiten hatten die Luftsturmbrigaden eine stärkere Bewaffnung vorzuweisen. Die größte Besonderheit ihrer Ausbildung lag darin, dass die Landung mit dem Fallschirm mit der Angriffstaktik durch einen Absprung aus dem Hubschrauber kombiniert wurde (Sprung ohne Fallschirm aus dem Hubschrauber, der sich in geringer Höhe über dem Erdboden befindet). Die Luftsturmeinheiten wurden nach den Normen der Luftlandetruppen ausgerüstet und aus Offizieren der Luftlandetruppen sowie Absolventen der Ausbildungszentren formiert.
Mitte 1978 wurde vom Chef des Generalstabs der UdSSR, Marschall H. W. Ogarkow, der Beschluss über die Formierung einer zweiten Welle der Luftsturmeinheiten in zwei Typen gefasst: 8 selbständige Luftsturmbrigaden den Militärbezirken unterstellt und 20 selbständige Luftsturmbataillone den Armeestäben unterstellt. Von ihnen wurden in der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, beginnend mit dem Herbst 1979, stationiert:
- 35. Selbständige Gardeluftsturmbrigade (Cottbus)
- 899. Selbständiges Luftsturmbataillon (3. Gardearmee, Burg)
- 900. Selbständiges Luftsturmbataillon (8. Gardearmee, Leipzig-Schönau)
- 1044. Selbständiges Luftsturmbataillon (1. Gardepanzerarmee, Forst Zinna, Königsbrück)
- 1185. Selbständiges Luftsturmbataillon (2. Gardepanzerarmee, Ravensbrück)
Die Geschichte der Luftsturmtruppen war nicht lang. Schon 1991 wurden sie auf Forderung der USA aufgelöst.
Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden die Archive der Luftsturmeinheiten geheim gehalten. Literatur, die sich damit beschäftigt, existiert praktisch nicht.
Durch Verträge, die in der Nachkriegszeit von den Ländern der Antihitlerkoalition geschlossen wurden, war es für die UdSSR nicht möglich, in Europa Luftlandetruppen zu stationieren. Die Bildung von Luftsturmeinheiten ermöglichte es, diese Verträge zu umgehen. Sie gehörten offiziell nicht zu den Luftlandetruppen und in Europa wurde ihre Existenz lange Zeit geheim gehalten. Die Luftsturmeinheiten bildeten eine der schlagkräftigsten Truppen, die von der UdSSR in Europa stationiert wurden. Ihre Armeeangehörigen wurden auf die Ausführung besonderer Aufgaben hinter der Frontlinie vorbereitet (Vernichtung von Nachrichtenverbindungen, Kommandoeinrichtungen, Raketenbasen, die Absicherung der Durchbruchsstellen der Hauptkräfte usw.). Die Luftlandesoldaten wurden nach höheren Normen mit Verpflegung versorgt, durchliefen eine spezielle Ausbildung und verfügten über die neuesten Arten von Waffen. Die Besonderheiten der Ausbildung der Luftlandesoldaten zeigten sich auf vielen Gebieten des Lebens der Armeeangehörigen. Im Ergebnis jahrelanger Arbeit ist es gelungen, wertvollste Materialien zu sammeln, die das Leben und die militärische Ausbildung des 1044. Selbständigen Luftsturmbataillons dokumentieren, das von 1981 bis 1989 in der Stadt Königsbrück stationiert war.
Im Alltag waren die Deutschen in der DDR ständig mit den sowjetischen Streitkräften konfrontiert, die auf dem Territorium Deutschlands stationiert waren. Die Ortsansässigen waren in der Infrastruktur der sowjetischen Truppen und somit zur Versorgung der Soldaten und Offiziere eingesetzt, trafen sich mit den Armeeangehörigen in den Ortschaften und auf den Straßen. Schließlich wurden auch gemeinsame kulturelle Veranstaltungen durchgeführt und es fanden gegenseitige Besuche von sowjetischen Einheiten und der Nationalen Volksarmee statt.
Wenn sich auch die sowjetischen Armeeangehörigen außerhalb der Grenzen ihrer Standorte nicht frei bewegen konnten, gab es doch eine Vielzahl von offiziellen Anlässen der Begegnung – Patrouillengänge, Übungen, Versorgungs- und Dienstleistungsfahrten, speziell organisierte Exkursionen sowie Fahrten zur Arbeit. Daneben existierte eine große Zahl inoffizieller Möglichkeiten. Auf diese Art und Weise wurden informelle Kontakte geknüpft, deren Palette von ganz beliebigen Verbindungen bis hin zu kriminellen Vergehen reicht.
Letztere waren besonders unerfreulich, aber gerade deshalb von der örtlichen Bevölkerung registriert (mit den gleichen Problemen war man an jedem Militärstandort konfrontiert). Alles, was sich hinter den Mauern der Standorte der sowjetischen Streitkräfte abspielte, war und ist bis heute ein Bereich, der für die einheimische Bevölkerung unbekannt ist. Diese Publikation, in der die Veteranen des Luftsturmbataillons, die ihren Dienst in Königsbrück geleistet haben, ihre Erfahrungen verarbeitet haben, soll helfen, Licht in die Fragen zu bringen.
Die Besonderheiten der militärischen Ausbildung der Luftsturmtruppen, die Absprünge aus verschiedenen Flugzeugtypen auf den verschiedenen Übungsplätzen in Deutschland, die Teilnahme an Übungen unterschiedlicher Größenordnung, die Meisterung der Kampftechnik, das Schießen mit unterschiedlichen Arten von Waffen, die Spezialoperationen zur Ergreifung von Deserteuren und die Verhinderung von ungesetzlichen Tätigkeiten durch die ausländischen Militärmissionen sollten alle Leser interessieren. Ungeachtet dessen, dass die Luftsturmbataillone in Deutschland nie an Kampfhandlungen teilnehmen mussten, hatten diese Einheiten Verluste zu tragen. Armeeangehörige kamen bei Absprüngen, Manövern und durch Unfälle ums Leben. Durch die Spezifik dieser Spezialeinheiten sind auch einige Besonderheiten der Beziehungen innerhalb der Kaserne erklärbar, sowohl unter den Luftlandesoldaten selbst als auch mit den Soldaten der anderen Truppenteile. Dieser letzte Teil der Lebensbeziehungen ist bis heute verborgen geblieben. Zur Bekämpfung von Spannungen in den Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Dienstjahren wurde ein Versuch gestartet, der in den Luftsturmtruppen zur Bildung von Einheiten mit gleicher Dienstzeit führte (Zusammenstellung der Kompanien nach Jahrgang). Schließlich zeigte sich, dass die Uniform das besondere Symbol des Stolzes der Luftlandesoldaten ist. Ab 1982 begann der Austausch der gewöhnlichen Armeeuniformen in den Luftsturmbataillonen in Deutschland gegen die der Luftlandetruppen. Dieser Prozeß wurde bis zum Abzug der sowjetischen Streitkräfte aus Deutschland nicht vollendet. Der Kampf der Angehörigen der Luftlandetruppen für ihr Recht, in Deutschland das Barett und das Matrosenhemd zu tragen, ist ein noch interessanteres und bis heute überhaupt noch nicht beachtetes Thema.
Grundlage der Forschung waren Befragungen von zahlreichen Soldaten und Offizieren, die zu unterschiedlichen Zeiten ihren Dienst im 1044. Luftsturmbataillon und anderen Luftlandeeinheiten auf dem Territorium Deutschlands geleistet haben, aber auch persönliche Erinnerungen des Autors, der Mitte der 80er Jahre im 1044. Luftsturmbataillon gedient hat.

Juri Kondakow (Sankt Petersburg, Russische Föderation) im Oktober 2008